Eine große Plage und Gefahr für den Ertrag in der Landwirtschaft waren im vorletzten und letzten Jahrhundert Feldmäuse. Die Plage war so groß, dass man sich von der Gemeindeverwaltung gezwungen sah, von offizieller Seite Gegenmaßnahmen zu ergreifen. So schaffte man im Jahre 1829 220 Pfund Arsen an, um die Mäuse zu vergiften. „Im Frühjahr 1847 ist zu lesen, dass die vorhandenen Mauslöcher zugetreten werden sollen. Dann sind die Mäuse mit Fallen und Legen von Gift wieder wie früher zu bekämpfen.“
Allein im Jahr 1854 wurden 4000 Mäuse bei der Gemeindeverwaltung abgeliefert für die der Mausfänger einen Obulus verdienen konnte. Aus dem Jahr 1930 wird berichtet, dass „die Mäuseplage einen Umfang angenommen, der zu ernsthaften Bedenken für die Landwirtschaft Veranlassung gibt.“
Da das Fangen von Mäusen also eine wichtige Angelegenheit war, stellte die Gemeinde sogenannte Schermausfänger – im Volksmund Feldmauser genannt – an, die nebenberuflich Mäuse fingen. 1825 gab es 5 Schermausfänger die jeweils 100 Gulden für ihre Tätigkeit erhielten. Ihre offizielle Tätigkeit wurde wie folgt schriftlich festgelegt: „Sie (Die Mausfänger) sollen miteinander gemeinschaftlich alle Plätze mausen. Wenn einige Plätze schlecht gemaust werden, darf die Gemeinde einen anderen Mauser einstellen und nach Stück bezahlen und dieses Geld von dem Mauserlohn der übrigen abziehen.“
Tatsächlich versahen die Feldmauser ihren Dienst nicht immer mit großem Eifer: „1841 zog die Gemeinde den Mausern wegen schlechter Besorgung ihres Dienstes jeweils einen Gulden vom Gehalt ab.“
Auch in den folgenden Jahren gab es häufig Beschwerden über die Feldmauser. Daher bekamen die nachfolgenden Feldmauser keinen pauschalen Betrag mehr für das Mausen, sondern nur noch ein Entgelt für jedes gefangene Tier. Hierzu mussten sie die Mäuseschwänze auf dem Rathaus abgeben. 1919 gab es für einen Mäuseschwanz 25 Pfennige.
Eine der letzten Feldmauser waren der „Riedmüller Done“ (Anton Weiß) und Hans Reutter.
Gänsehirte (Gaushirt):
Von der Gemeinde wurden im 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts jährlich Hirtenämter vergeben. Es war wichtig, die Tiere zu hüten, da sie ansonsten durch die Straßen, Felder und Wälder gezogen wären und dabei viel Schaden angerichtet hätten. Teilweise war es sogar unter Strafe verboten, Tiere frei umherlaufen zu lassen. So gab es beispielsweise Kuhhirten, Ochsenhirten und Kälberhirten.
Auch für Gänse mussten Hirten bestimmt werden. Ab Johanni, also dem 24. Juni, mussten die Gänse auf die Weide getrieben werden. Je Tier erhielt der Gänsehirt — im Volksmund Gaushirt genannt — eine Entschädigung. Anders als die Feldmauser verrichteten den Überlieferungen nach die Gaushirten ihren Dienst zur Zufriedenheit der Ortsverwaltung. Jedoch war es schwierig, immer einen Gaushirt zu finden. Einmal übernahm eine Frau das Amt des Gaushirten, nachdem die Stelle über längere Zeit vakant geblieben war.
Die Gänse wurden an bestimmten Orten gehütet: Als Ganwiese wird das Gebiet zwischen dem heutigen Nepomuk-Platz und der zwischenzeitlich abgebrochenen Riedmühle bezeichnet. Dieses Gebiet wurde durch den Bettelbühlbach und den Gsödbach eingeschlossen.
Der Gauspferch, der Platz an dem die Gänse tagsüber waren, war an der heutigen Kreuzung Angerstraße / Wielandstaße gelegen, wo später Maurermeister Konrad Engler seine Werkstatt errichtete. Dies war ein eingezäuntes Gelände, das man nur durch den Bach über eine Furt erreichen konnte.
Die Narrenzunft Herbertingen verfügt über ein großes Repertoire an Herbertinger Fasnetsliedern. Das erste heute noch bekannte Herbertinger Fasnetslied ist der Gausbibermarsch. Auf eine alte Volksweise dichtete Tierarzt Dr. Alois Fischer den Text zu diesem Lied, das noch heute an der Fasnet gesungen wird. 1998 arrangierte Musikdirektor Günter Buck dieses Fasnetslied neu und nahm es mit der Gemeindemusik Herbertingen auf, um es somit für die Nachwelt zu bewahren. Im Lied folgen die Gausbiber, also die kleinen Gänse, ihrem General, dem Gaushirt und befolgen seine Befehle.